Am neuen Standort der BNA Koordinierungsstelle in Berlin Wedding fanden sich am 06.11.2014 45 Teilnehmer/-innen zum jährlichen Treffen der Berufsberater/-innen und Kooperationslehrer/-innen ein. Die Auswertung der 10. Projektphase und Erläuterungen zu den Eckpunkten der 11. Projektphase waren u. a. Programmpunkte auf der Tagesordnung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Austausch in drei verschiedenen Workshops.
Workshop 1: Der gleiche Job wie Papa oder Mama? Die Rolle der Eltern im Berufsorientierungsprozess ihrer Kinder
Eltern raten ihren Kindern nicht nur zu, sie raten teilweise von dem selbst erlernten Beruf aufgrund eigener Unzufriedenheit auch ab. Andere Eltern schotten ihre Kinder von äußeren Impulsen ab und verhindern so eine kritische Selbstreflexion. Aufgrund der hohen Zahl von Eltern mit Migrationshintergrund stellt auch die sprachliche bzw. kulturelle Barriere häufig ein Hindernis dar. Solchen Eltern ist das bewährte duale Ausbildungssystem nicht bekannt. Als Lösung wird die Initiierung von regelmäßigen Veranstaltungen wie Elterncafés erwogen, um so Eltern in Kontakt mit Multiplikatoren der Berufsbildung wie Berufsberater/-innen oder Netzwerkcoaches zu bringen. Auch ein „Tag der offenen Tür“ im BNA wurde angeregt.
Workshop 2: Was kann ich, was möchte ich? Optimierung der berufskundlichen Kenntnisvermittlung
Es besteht ein Defizit zwischen der berufskundlichen Orientierung und dem eigentlichen Berufswunsch bzw. der tatsächlich in der Schule absolvierten Praktika. Bei der Praktikumssuche sollten daher Berufsberater/-innen stärker einbezogen werden. Als Hindernis der schulischen Berufskunde wird die zunehmende Reduzierung der Mittel für Berufsorientierung/WAT-Unterricht betrachtet. Trotzdem besteht der Wunsch, dass WAT-Lehrer/-innen stärker an BNA-Infoveranstaltungen teilnehmen, um die Anforderungen der Unternehmen und Tätigkeitsfelder der verschiedenen Ausbildungsberufe besser an Schüler/-innen weitergeben zu können. Ebenso stellt die mangelnde Reife der Schüler/-innen aufgrund des gesunkenen Schülereintritts- und damit auch Schüleraustrittsalters einen Nachteil dar.
Workshop 3: Ausbildung? Nein danke! Wie kann es gemeinsam gelingen, die duale Ausbildung für Schüler/-innen wieder attraktiver zu machen?
Das sehr frühe jugendliche Alter der Schüler/-innen wird auch in diesem Workshop als ein Hindernis bei der beruflichen Orientierung gesehen. Die Instrumente der Berufsorientierung setzen bereits zu einem Zeitpunkt an, zu dem Schüler/-innen im Alter von ca. 12 bzw. 13 Jahren mental noch sehr weit von der Berufswelt entfernt sind. Ausbildung erscheint vielen unattraktiv, wenn sie eine Gymnasialempfehlung erhalten. Dass selbst Schüler/-innen, die die BBR-Prüfung in der 9. Klasse nicht bestehen, eine solche Empfehlung erhalten, löst Irritation aus. Auch die verbindliche OSZ-Anmeldung für Schüler/-innen der 10. Klassen mindert die Attraktivität von Ausbildung, da sie Druck von den Schülern/-innen nimmt und sie zur Bequemlichkeit verleitet. Als Lösungsansätze werden der positive Einfluss des Elternhauses, ein gesteigerter Enthusiasmus der Multiplikatoren sowie die Idee von Unternehmenspatenschaften für Schulklassen ins Spiel gebracht.
Die rege Diskussion der Teilnehmer/-innen brachte die Aktualität und Brisanz dieser Themen zum Ausdruck.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung, konnten abschließend in einem „get-together“ weitere Erfahrungen bzw. Informationen ausgetauscht werden.